Donnerstag, 15. Mai 2014

Dumm und Dämlich

Vor einiger Zeit hat eine Freundin zu meinem Bro (ja, auch Mädchen können Bro zu ihren Freunden sagen und ein Bro sein) und mir gesagt, wir sein wie Dumm und Dämlich. Bis heute ist nicht klar, wer welchen Part in unserer Beziehung einnimmt. Während ich der Überzeugung bin, "Dämlich" zu sein, findet er es gemein, als dumm bezeichnet zu werden.
Aber bei Dumm und Dämlich handelt es sich nicht um eine Beleidigung bezüglich des Wissenstandes, viel mehr um eine scherzhafte Feststellung unserer Tollpatschigkeit.

Und heute ist es besonders schlimm. Nicht nur, dass ich seit zwei Wochen meine ganzen Termine verpeile - heute Morgen habe ich statt Milch O-saft in meinen Kaffee gekippt und es erst bemerkt, als ich davon getrunken habe... Dann habe ich noch meine Lieblingstasse fallen lassen und bin die Treppe rauf gefallen.
An manchen Tagen zweifle ich selbst an meiner Anwesenheit auf diesem Planeten. Ich existiere, das ist klar. Aber in Gedanken scheine ich mich in meiner sicher verschlossenen, ausgepolsterten Welt zu befinden, in der ich nichts von meinem Umfeld mitbekomme und darum so verplant durch die Gegend laufe.
Manchmal wäre es vielleicht nicht schlecht, so eine Welt zu haben. Eine, in die man sich zurückziehen kann, wenn einem mal wieder alles zu viel wird. In der man sich geborgen und sicher fühlt, es nur einen selbst gibt und keiner die Chance hat, einen zu verletzen. Manchmal denkt man sich, man würde alles für so einen Ort geben. Und manchmal merkt man gar nicht, dass man so einen Ort schon lange hat.
Jeder hat seinen bestimmten Lieblingsort - und sei es nur das eigene Zimmer, die eigene Wohnung, die eigenen vier Wände. Sie bieten einen Rückzugsort und geben Geborgenheit und Schutz. Man kann die Tür verschließen und niemanden hinein lassen. Sich ganz aus dem Leben zurückziehen, Musik hören, vielleicht seinen Gedanken nachgehen und einfach das Leben sacken lassen. Descartes hat gesagt "Ich denke, also bin ich." Aber im Ernst: Wäre es nicht einfacher, einfach zu sein? Wenn man das Denken ausschalten könnte, einfach frei nach dem Herzen leben und das Bauchgefühl entscheiden lassen, statt sich mit elenden Gedanken über das Wenn und Aber und die Folgen zu quälen?
Auch ich habe meinen Lieblingsort. Einen Platz, an dem ich einfach nur dasitzen kann, meinen Gefühlen freien Lauf lasse und wo mich jeder versteht. Doch dieser Platz bleibt "geheim", fern von dem stressigen Alltag und frei von allen Sorgen. Und wenn die Sorgen mich überfluten, werde ich ihn aufsuchen, einfach da sitzen und vielleicht auch den Tränen freien Lauf lassen. Man sagt, starke Menschen zeigen keine Trauer. Aber wenn man die Trauer in sich hineinfrisst, kann man niemals glücklich werden. Tränen, und ich schäme mich nicht, dass zu sagen, sind der Spiegel der Seele. Sie zeigen, wenn es einem schlecht geht, wenn man genau das Gegenteil von dem fühlt, was die Gesellschaft von einem erwartet. Und sie zeigen, dass keiner unverletzlich ist. Denn jeder Mensch hat schon einmal geweint, irgendwann wird es jedem Menschen zu viel - man traut sich nur nicht, dies zu zeigen. Man wahrt immer das Gesicht des Starken, um nicht als gefallen und verletzt dazustehen, denn das macht angreifbar. Wenn einfach jeder zu seinen Gefühlen stehen würde, sie nicht in seinem Herzen einschließen würde, gäbe es weniger Anfeindungen auf der Welt. Denn jeder Mensch ist verletzbar, selbst wenn er es nicht äußerlich zeigt, innerlich weint die Seele.

Nach diesem tristen Post bleibt zu sagen, dass nach jedem schlimmen Tag, nach jeder schlimmen Zeit irgendwann wieder Licht kommt. Mir wurde oft gesagt, dass das Leben weiter geht, nachdem ich einen geliebten Menschen verloren habe. Und man sieht, es geht weiter. Nichts ist, wie es war, aber das sieht die Natur auch nicht vor. Der Mensch entwickelt sich und letztendlich muss er gehen. Aber aus den Herzen derer, die ihn lieben, wird er niemals verschwinden.
Das Leben geht weiter, vergesst das nie.

Kuss
AK♥

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